02/21/2025

Novartis eröffnet die Saison der Generalversammlungen. Das Unternehmen weckt Befürchtungen über die Rückkehr sehr hoher Vergütungen. Mit fast zwanzig Millionen Franken für den CEO wird eine Vergütung auf einem Niveau ausgerichtet, das in der Schweiz seit vielen Jahren nicht mehr zu beobachten war. Die Ethos Stiftung schlägt Alarm und empfiehlt den Aktionärinnen und Aktionären, alle Traktanden im Zusammenhang mit Vergütungen abzulehnen.

Die Ethos Stiftung veröffentlicht heute ihre Abstimmungsempfehlungen für die Novartis-Generalversammlung. Diese findet am 7. März in Basel statt. Ethos empfiehlt den Aktionärinnen und Aktionären, gegen alle Traktanden im Zusammenhang mit Vergütungen zu stimmen. Dies betrifft zunächst den Vorschlag einer maximalen Vergütung von 95 Millionen Franken für die elf Mitglieder der Geschäftsleitung für 2026. Weiter stimmt Ethos gegen den Vergütungsbericht 2024, da die Vergütung über die letzten Jahre gestiegen ist. 

Ethos ist besorgt darüber, dass die Vergütung der Führungskräfte von Unternehmen in den letzten Jahren erneut gestiegen ist. Die effektive Vergütung des Novartis-CEO für 2024 hat mit 19,2 Millionen Franken ein Rekordniveau seit 2009 erreicht. Zur Erinnerung: 2009 erhielt der damalige CEO Daniel Vasella 42 Millionen Franken. Die CEO-Vergütung 2024 umfasst ein Grundgehalt, einen Bonus für 2024 sowie den Wert der im Rahmen eines langfristigen Anreizplans für den Zeitraum 2022-2024 zugeteilten Aktien. Die extreme Höhe der Vergütung ist das Ergebnis einer schrittweisen Anhebung der variablen Zielvergütung des CEO in den letzten Jahren und der Hebelwirkung der variablen Vergütungspläne. 

„Als Vasant Narasimhan 2018 CEO wurde, belief sich seine Vergütung auf rund zehn Millionen Franken“, betont Vincent Kaufmann, CEO der Ethos-Stiftung. “Das Unternehmen sicherte damals zu, dass die Exzesse der Vergangenheit angehören, dass selbst wenn die variable Vergütung des neuen CEO theoretisch das Neunfache seines Grundgehalts erreichen könnte, dies aufgrund sehr anspruchsvoller Kriterien praktisch unmöglich sei. Heute zeigt sich jedoch, dass die Vergütung Jahr für Jahr gestiegen ist. Wir befinden uns erneut auf einem sehr hohen, für viele Stakeholder besorgniserregenden Vergütungsniveau.“

Obwohl die finanzielle Leistung von Novartis im Jahr 2024 relativ gut war, hält Ethos solche Vergütungsniveaus für zu hoch. Es liegt weit über dem, was genehmigt werden kann. Allein die variable Vergütung des CEO für 2024 beläuft sich auf 16,9 Millionen Franken, was dem 9,1-fachen seines Grundgehalts von 1,86 Millionen Franken entspricht. Darüber hinaus hat der Verwaltungsrat das Vergütungssystem dahingehend überarbeitet, dass der CEO in Zukunft eine variable Vergütung von bis zum elffachen des Grundgehalts erhalten kann.

Nachhaltigkeitsbericht: Novartis hält an Konsultativabstimmung fest

Wie bereits 2024 hält die Tagesordnung von Novartis eine unangenehme Überraschung für die Aktionärinnen und Aktionäre bereit. Zum zweiten Mal in Folge lässt das Pharmaunternehmen seine Aktionärinnen und Aktionäre nur konsultativ und nicht bindend über den Nachhaltigkeitsbericht abstimmen. Zwar hat der Bundesrat letzten Sommer im Rahmen der Vernehmlassung zur Obligationenrechtsrevision in einem erläuternden Bericht den verbindlichen Charakter dieser Abstimmung bestätigt: „Der Beschluss der Generalversammlung ist bindend (keine Konsultativabstimmung)“, heisst es wörtlich in dem Bericht.

Die Ethos Stiftung hatte sich bereits im vergangenen Jahr über diese Fehlinterpretation des Gesetzes geärgert, als die Nachhaltigkeitsberichte der grössten börsenkotierten Unternehmen in der Schweiz erstmals zur Abstimmung der Generalversammlung vorgelegt wurden. Eine Konsultativabstimmung hat nicht das gleiche Gewicht oder die gleiche Bedeutung wie eine verbindliche Abstimmung. Übrigens hat über die Hälfte der SPI-Unternehmen (59 Prozent) im vergangenen Jahr eine bindende Abstimmung über ihren Nachhaltigkeitsbericht durchgeführt.

Ethos empfiehlt dennoch, den Nachhaltigkeitsbericht von Novartis zu genehmigen. Erstens veröffentlichte das Unternehmen zahlreiche relevante Schlüsselindikatoren, und dies über drei Jahre zum Vergleich. Novartis hat zudem für jedes für die Firma wesentliche Thema mindestens ein Ziel festgelegt. Zweitens hat Novartis im vergangenen Jahr seine Klimaziele als wissenschaftlich und mit einem 1,5-°C-Szenario übereinstimmend validieren lassen. Schliesslich anerkennt Ethos, dass Novartis erneut an der Spitze des „Access to Medicine Index“ steht. Dieser Index beurteilt die Bemühungen der zwanzig grössten Pharmaunternehmen der Welt hinsichtlich des Zugangs zu Medikamenten, Impfstoffen und Diagnostika in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Wie üblich wird Ethos alle seine Abstimmungsempfehlungen für börsennotierte Unternehmen fünf Tage vor ihrer Hauptversammlung auf www.ethosfund.ch veröffentlichen.

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