04/11/2025

Ethos erachtet die von Nestlé veröffentlichten Informationen zum Skandal um gefiltertes Wasser in Frankreich als ungenügend. Aufgrund noch laufender Untersuchungen und Verfahren sollten die Aktionärinnen und Aktionäre dem Verwaltungsrat für das Jahr 2024 keine Entlastung erteilen. Ethos empfiehlt zudem, den Vergütungsbericht und den Nachhaltigkeitsbericht abzulehnen.

2024 war für Nestlé ein turbulentes Jahr. Während die finanziellen Ergebnisse nicht so gut ausfielen und der CEO ausgewechselt wurde, musste sich das Unternehmen auch mit einem Skandal auseinandersetzen: Im Januar 2024 enthüllten mehrere französischsprachige Medien, dass Nestlé Wasser illegal gefiltert und als «natürliches Mineralwasser» verkauft hatte. Davon sind mehrere in Frankreich und der Schweiz verkaufte Marken betroffen, wobei diese Wasser teilweise seit den 1990er Jahren bis heute so behandelt werden. 

Erst nach diesen Enthüllungen bestätigte das Unternehmen die Behandlung des Wassers in Frankreich mittels Aktivkohlefilter, die nicht den Vorschriften entsprachen. Im September 2024 schloss Nestlé Waters einen Vergleich. Damit vermied das Unternehmen ein Gerichtsverfahren und zahlte eine Geldstrafe von zwei Millionen Euro wegen illegaler Bohrungen und nicht genehmigter Behandlung seines Mineralwassers. Eine Untersuchung ist jedoch noch im Gange, nachdem die Organisation Foodwatch Strafanzeigen eingereicht hatte. Die Staatsanwaltschaft von Luxemburg bestätigte, eine Untersuchung eingeleitet zu haben. Der französische Senat setzte einen Untersuchungsausschuss ein, der am 19. März 2025 die Generaldirektorin von Nestlé Waters und am 9. April 2025 den CEO des Konzerns angehört hat.

Im Rahmen ihrer Stimmempfehlungen bemängelt Ethos die Transparenz des Unternehmens in dieser Angelegenheit. «Nestlé liefert seinen Aktionärinnen und Aktionären weder im Jahresbericht noch in der Jahresrechnung Informationen zu diesem Vorfall, obwohl das Unternehmen im vergangenen Jahr eine Busse von zwei Millionen Euro bezahlt hat», bedauert Vincent Kaufmann, Direktor der Ethos Stiftung. «Dies ist problematisch. Denn als Aktionäre des Unternehmens wollen wir Informationen zu den internen Verantwortlichkeiten, den Risiken für das Unternehmen sowie den ergriffenen Massnahmen erhalten.»

Ethos begrüsst, dass Nestlé-CEO Laurent Freixe auf Druck des französischen Senats und gemäss seiner Ankündigung am 9. April 2025neine interne Untersuchung zu den Ursprüngen des Betrugs durchführen lassen will. Angesichts der Schwere der Vorfälle, der mangelhaften Transparenz und der noch laufenden Untersuchungen empfiehlt Ethos jedoch, die Entlastung des Verwaltungsrats für das Geschäftsjahr 2024 abzulehnen (Traktandum 2). Damit behalten sich die Aktionärinnen und Aktionäre ihre Rechte vor, bis die Ursachen und die Verantwortlichkeiten des Betrugs geklärt sind.

Ethos empfiehlt den Nestlé-Aktionärinnen und -Aktionären ausserdem, den als ungenügend transparent erachteten Vergütungsbericht (Traktandum 1.2) sowie die für die Vergütung der Geschäftsleitung im Jahr 2026 vorgesehene Summe von 70 Millionen Franken (Traktandum 5.2) abzulehnen. Ethos lehnt auch die Wahl des CEO als ständiges Mitglied des Verwaltungsrats ab (Traktandum 4.2). Schliesslich empfiehlt Ethos wie im Vorjahr, den Nachhaltigkeitsbericht 2024 abzulehnen (Traktandum 1.3). Dies liegt einerseits daran, dass die jüngsten Skandale um gefiltertes Wasser und Buitoni-Pizzas mit keinem Wort erwähnt werden. Andererseits beharrt Nestlé darauf, lediglich eine konsultative und nicht eine bindende Abstimmung durchzuführen. 

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