10/09/2025

Dieses Dokument beschreibt die Erwartungen von Ethos an Unternehmen hinsichtlich der Steuerung und Minimierung der Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf die Biodiversität. Es dient als Grundlage für den konstruktiven, aber fordernden Aktionärsdialog, den Ethos und die Mitglieder der Ethos Engagement Pools Schweiz und International mit Unternehmen zu einem heute so wichtigen Thema wie dem Schutz der Natur führen.

Sieben von neun. Wie Ende September von einem Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung bekannt gegeben wurde, wurde nun eine siebte planetare Grenze überschritten. Nach dem Klimawandel, der Landnutzung und der Nutzung von Süsswasser  hat diesmal der Säuregehalt der Ozeane seinen kritischen Schwellenwert erreicht.

Die Natur, insbesondere die Biodiversität, ist in Gefahr. Neben dem Klimawandel stellt sie die zweite grosse Krise dar, mit der die Menschheit und sämtliche Lebewesen heute konfrontiert sind. Die Lebewesen sterben derzeit viel schneller aus, als sie durch neue Arten abgelöst werden, so dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler warnen: Das sechste Massenaussterben nach dem Aussterben der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren habe bereits begonnen. 

Diese Erschöpfung der Natur ist das Ergebnis menschlicher Aktivitäten, insbesondere des übermässigen Verbrauchs von Ressourcen. Sie stellt eine ernsthafte Bedrohung für das Wohlergehen künftiger Generationen dar und könnte gravierende Folgen für die Menschheit haben, die für ihre Wirtschaft, Ernährungssicherheit, Gesundheit und Lebensqualität auf die Natur angewiesen ist. Die Bedeutung der Biodiversität wurde jedoch in den letzten Jahrzehnten unterschätzt und teilweise durch  den leichter messbaren Klimawandel in den Hintergrund gerückt. Beide Phänomene sind jedoch eng miteinander verbunden und neigen dazu, sich gegenseitig zu verstärken.

Vor diesem wenig erfreulichen Hintergrund veröffentlicht Ethos ein Engagement Paper zum Thema Natur. Ein Dokument, auf das sich die Mitglieder der Ethos Engagement Pools (EEP) Schweiz und International stützen können, wenn es darum geht, mit Unternehmen zu diesem Thema in den Dialog zu treten, so wie es bereits für andere Nachhaltigkeitsthemen wie Abholzung, digitale Verantwortung oder Klimawandel der Fall ist. 

Veranschaulichung des Prinzips der doppelten Wesentlichkeit

In diesem fundierten und mit zahlreichen wissenschaftlichen Referenzen versehenen Dokument geht Ethos zunächst auf die Ursachen der Naturzerstörung ein. Bereiche wie Landwirtschaft, Bauwesen, Rohstoffgewinnung, Energieerzeugung, industrielle Fischerei, Holzwirtschaft, Verschmutzung durch Chemie und Plastik spielen eine Rolle.  Unternehmen in diesen Sektoren gehören durch ihre Aktivitäten zu den Hauptverursachern, obwohl sie für die Aufrechterhaltung ihrer gesamten Wertschöpfungskette stark von der Natur abhängig sind.

Das Engagement Paper befasst sich daher mit den Auswirkungen und Abhängigkeiten der Unternehmen in Bezug auf dieNatur (Zugang zu Wasser, Rohstoffen usw.), aber auch mit den Risiken und Chancen, die sich  ergeben. Denn die sich stetig entwickelnde Naturkrise wird die Märkte tiefgreifend verändern und sowohl Risiken als auch Chancen mit sich bringen. 

Unternehmen, die ihre Abhängigkeiten und Auswirkungen auf die Natur erkennen und berücksichtigen, sind besser in der Lage, sich anzupassen und eine treibende Kraft in diesem Übergang zu sein. Sie können die Effizienz ihrer Lieferketten verbessern, die Kosten für den Zugang zu knappen Ressourcen senken oder durch technologische Substitution innovativ sein.

Allgemeine und spezifische Erwartungen

Ethos hat daher eine Liste mit sieben allgemeinen Erwartungen an Unternehmen erstellt: 

  1. Unternehmen sollen ambitionierte naturbezogene interne Richtlinien erlassen. Diese müssen das Prinzip «verursache keinen erheblichen Schaden» berücksichtigen.
  2. Unternehmen sollen sich an den von der Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) entwickelten Ansatz (LEAP) halten.
  3. Unternehmen sollen Auswirkungen und Abhängigkeiten bewerten und überwachen.
  4. Unternehmen sollen Chancen und Risiken bewerten und überwachen.
  5. Unternehmen sollen einen Naturtransitionsplan mit ehrgeizigen, wissenschaftlich fundierten Zielen festlegen.
  6. Unternehmen sollen relevante und geprüfte Indikatoren offenlegen (z.B. gemäss TNFD).
  7. Unternehmen sollen Anspruchsgruppen miteinbeziehen und sich für eine verantwortungsvolle Regulierung einsetzen.  

Um gezielter auf die Sektoren einzugehen, die mit erheblichen Risiken im Zusammenhang mit der Naturzerstörung konfrontiert sind, hat Ethos auch spezifische Erwartungen für mehrere Sektoren wie die Landwirtschaft, die chemische Industrie und die Pharmaindustrie formuliert. Dieses Engagement Paper stellt die ersten Leitlinien von Ethos dar, um Unternehmen dabei zu helfen, ihre Beziehungen zur Natur mit den derzeit verfügbaren Instrumenten und im Rahmen der bestehenden Vorschriften zu bewerten. 

«Unternehmen, die proaktiv ehrgeizige Übergangsstrategien verfolgen, können ihre finanziellen und operativen Schwachstellen mindern und gleichzeitig zu einer nachhaltigen und lebenswerten Umwelt für die gesamte Gesellschaft beitragen», betont Vincent Kaufmann, Direktor von Ethos. Umgekehrt riskieren diejenigen, die sich diesen Herausforderungen nicht stellen, irreversible Folgen, die wirtschaftliche und finanzielle Stabilität sowie das soziale Wohlergehen zu gefährden und damit die Vermögenswerte ihrer Aktionärinnen und Aktionäre aufs Spiel zu setzen.» 

An den Jahresversammlungen am 20. November in Bern können die Mitglieder des EEP Schweiz und des EEP International das Thema Natur und Biodiversität als vorrangiges Engagement-Thema für das Jahr 2026 bestätigen. Ethos wird daraufhin spezifische Engagement-Kampagnen definieren, die sich an besonders exponierte Unternehmen in der Schweiz und im Ausland richten werden. 

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