06/29/2011

Die Gesamtvergütungen für die Führungsinstanzen im Finanzsektor sind um acht Prozent gestiegen. In den anderen Branchen blieben sie stabil. Dies zeigt die heute veröffentlichte Studie der Genfer Investorenstiftung Ethos zu den Vergütungen 2010 der 48 grössten börsenkotierten Unternehmen in der Schweiz. Ausserdem liessen 2011 56 Prozent der untersuchten Unternehmen die Generalversammlung über die Vergütungen abstimmen.

Im Vorjahr waren es nur 38 Prozent. Die Selbstregulierung der Unternehmen funktioniert im Bereich Management-Vergütungen noch nicht zufriedenstellend. Für Ethos ist es daher dringlich, dass das Aktienrecht, der Swiss Code of Best Practice von Economiesuisse und die Corporate-Governance-Richtlinie der Schweizer Börse überarbeitet werden.

Die Ethos Stiftung veröffentlichte eine Studie über die Vergütungen 2010 der Führungsinstanzen der 48 grössten in der Schweiz kotierten Unternehmen (Unternehmen des SMI und SMIM).

Variable Vergütung ist nicht immer variabel

Die Mitglieder der Geschäftsleitungen der 48 grössten börsenkotierten Unternehmen in der Schweiz verdienten Jahr 2010 durchschnittlich 3,1 Millionen Franken. Die Verwaltungsratspräsidenten erhielten 2,4 Millionen und die anderen Mitglieder des Verwaltungsrats 300'000 Franken im Durchschnitt. Die Summe der Vergütungen der Mitglieder des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung aller untersuchten Unternehmen belief sich auf 1,29 Milliarden Franken, zwei Prozent mehr als 2009. Für die Unternehmen aus dem Finanzsektor ist diese Summe um rund acht Prozent gewachsen. Die anderen Unternehmen stellten eine gleich grosse Lohnsumme zur Verfügung. Der Vergleich der Lohnsummen über die letzten sechs Jahrs macht es deutlich: Die Vergütungen in der Finanzindustrie widerspiegeln die Performance. Demgegenüber folgt die Vergütung in den anderen Unternehmen nur unbedeutend dem wirtschaftlichen Erfolg (vgl. Infografik).

Markanter Anstieg der Grundsaläre

Die Vergütungen der Geschäftsleitungsmitglieder aus dem Finanzsektor sind fast doppelt so hoch wie in den anderen Wirtschaftszweigen. Finanz-Manager erhielten durchschnittlich 4,7 Millionen Franken während Manager anderer Sektoren 2,5 Millionen Franken verdienten.

Bedeutend ist ausserdem der Anstieg der Grundsaläre im Finanzsektor. Sie sind durchschnittlich um fünfzehn Prozent gestiegen und belaufen sich für 2010 auf 900'000 Franken pro Person. Bei den CEO beträgt die Steigerung sogar zwei Drittel. In den anderen Branchen blieb die fixe Basisvergütung eher stabil. Trotzdem bleibt der Anteil variabler Manager-Vergütungen hoch: Insgesamt ist weit über die Hälfte der Gesamtvergütung variabel. In SMI-Unternehmen des Finanzsektors beläuft sich dieser Anteil sogar auf durchschnittlich 78 Prozent.

Say on Pay: häufiger aber umstrittener

56 Prozent oder 27 der untersuchten Unternehmen legten ihren Generalversammlungen 2011 den Vergütungsbericht oder das Vergütungssystem zur Konsultativabstimmung vor. 2010 waren es erst 38 Prozent. Gleichzeitig nahm auch die Opposition gegen die Vergütungen zu. 2011 folgten in der Abstimmung im Durchschnitt sechzehn Prozent der Aktionäre nicht dem Verwaltungsrat, 2010 waren es elf Prozent. An einer Generalversammlung wurde der Vergütungsbericht sogar abgelehnt: Bei Weatherford erhielt der Bericht lediglich 44 Prozent Zustimmung. Damit zählen die Vergütungsabstimmungen zu den umstrittensten Verhandlungsgegenständen an Generalversammlungen.

Gesetz und Best-Practice-Kodex überarbeiten

Zahlreiche Unternehmen ermöglichen noch keine Abstimmungen über die Management-Vergütungen. Sie warten auf eine diesbezügliche gesetzliche Änderung. Die Selbstregulierung der Wirtschaft funktioniert also nur ungenügend. Für Dominique Biedermann, Direktor der Ethos Stiftung, genügt dies nicht: „Unsere Gesetze, Kodizes und Richtlinien sind bezüglich Management-Vergütungen der Situation nicht mehr angepasst. Daher drängt sich eine Überarbeitung des Aktienrechts, des Codes of Best Practice von Economiesuisse und die Corporate-Governance-Richtlinie der Schweizer Börse auf.“

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